Private Initiative
Ende der 90-er Jahre wollten sich in Kriens immer wieder Familien einbürgern lassen, bei denen die Mutter gar kein oder fast kein Deutsch sprach. Diese Mütter waren oft Analphabetinnen oder nur kurz zur Schule gegangen. In den üblichen Deutschkursen waren sie überfordert. Die meisten lebten zudem viel zu isoliert, um im Alltag Deutsch via Ohr lernen zu können. Dies führte zur unbefriedigenden Situation, dass bei Familien oft nur der Vater und die Kinder eingebürgert werden konnten. Trudi Dinkelmann, Mitglied der damaligen Bürgerrechtskommission, erklärte sich bereit, für solche Frauen einen unentgeltlichen Deutschkurs einzurichten und dort freiwillig zu unterrichten, sofern die Gemeinde ihr ein Kurslokal gratis zur Verfügung stellen würde.
Trudi Dinkelmann und Ute Barth-Bernwald, beide ausgebildete Lehrpersonen, starteten diesen Spezialdeutschkurs 1999 mit drei Kursteilnehmerinnen. Schon nach kurzer Zeit fanden sich aufgrund von Mund-zu-Ohren Propaganda viermal so viele Frauen ein, zusätzlich ein paar herumspringende, lebhafte Kinder. Zu den neuen Kursteilnehmerinnen gehörten Frauen, die mit ihren Familien aus dem Balkan geflüchtet waren und von der Gemeinde Kriens aufgenommen werden mussten. Deutschkurs und Kinderlärm gingen nicht zusammen. Während die Mütter den Deutschkurs besuchten, mussten die Kinder separat betreut werden. Ein zweiter Raum wurde benötigt. Ute Barth-Bernwald konnte im UG des Johanneszentrums einen Raum für die Kinderbetreuung während des Deutschkurses organisieren. Dieser dient bis heute demselben Ziel.
Vereinsgründung und weitere Angebote
Ausgehend von dieser Privatinitiative wurde 2006 der Verein «Migration-Kriens integriert» gegründet und zehn Jahre von Trudi Dinkelmann als Präsidentin geleitet. Die ersten Projekte waren die Deutschkurse für Migrantinnen sowie die Organisation von Begleitungen. 2009 schlossen die Gemeinde, die Katholische Kirchgemeinde und die Reformierte Kirche Kriens mit dem Verein «Migration-Kriens integriert» eine erste Leistungsvereinbarung ab und überliessen ihm damit die praktische Integrationsarbeit in Kriens. Bis heute arbeitet der Verein über eine Leistungsvereinbarung. Die darin in Auftrag gegebenen Integrationsangebote sollten seit Beginn insbesondere auch die Migrationsbevölkerung im untersten sozialen Bevölkerungssegment mit geringen finanziellen Mitteln erreichen. Ausgehend von festgestellten Lücken wurden im Lauf der Zeit weitere niederschwellige Angebote geschaffen: 2011 die Infostelle Migration und 2012 die Sprachfrühförderungsspielgruppe Papagei.
Neue Struktur
Zehn Jahre lang war Trudi Dinkelmann ehrenamtlich neben der Vereinsleitung auch für das ganze Management mit rund 50 freiwilligen und bezahlten Mitarbeitenden zuständig. Damit die Angebote auch in Zukunft gewährleistet werden konnten, wurde 2016 eine Geschäftsstelle geschaffen. Im gleichen Jahr übernahm Pia Murer das Vereinspräsidium. Dem Verein ist es gelungen, breite Kreise der Krienser Migrationsbevölkerung zu erreichen. Auch der grosse Zulauf zu den verschiedenen Angeboten zeigt seine Bedeutung auf.